Bitte nicht füttern!
von Margarete Schebesch
Liebe Mama, hör mir zu,
Bitte lass mich doch in Ruh
Mit dem Löffelchen voll Brei,
Denn sonst gibt es nur Geschrei.
Schau, ich bin noch nicht so weit,
Und du hast noch so viel Zeit,
Mich noch lange voll zu stillen
Und musst nicht mein Bäuchlein füllen
Mit dem Brei zerdrückter Möhren,
Sondern lieber auf mich hören,
Denn dein Baby ist sehr schlau
Und ich sage dir genau,
Was ich brauche, wie und wann:
Bitte fang nicht zu früh an!
Lass mich mit dem Essen spielen,
Mit den Fingern darin wühlen,
Halte mich auf deinem Schoß,
Dann vertrau mir und lass los!
Brauchst nicht andre Leute fragen,
Denn sie werden dir nur sagen,
Dass du endlich füttern musst,
Und das endet oft im Frust.
Musst auch nicht zum Laden laufen
Und die teuren Gläschen kaufen,
Auch nicht extra für mich kochen,
Denn ich hab dir nicht versprochen,
Dass ich es auch essen kann:
Bitte fang nicht zu früh an!
Wenn du willst, dass ich was esse
Und es nicht im Spiel vergesse,
Stell mir was zum Knabbern hin,
Lass mich, bis ich hungrig bin.
Schütte mir nichts auf den Teller,
Denn so geht es auch nicht schneller,
Deine Milch ist, was ich will,
Stille mich und ich bin still.
Sag es auch den anderen Müttern,
Keine braucht ihr Kind zu füttern!
Höre, was dein Baby sagt,
Und erspar mir, was mich plagt,
Denn ich bin ja noch so klein:
Bitte lass das Füttern sein!
(2005)