der mondDer Mond 

von Margarete Schebesch

 

Sie schaut zum stillen Mond hinauf,
Ruft leise seufzend ihren Traum,
Da fällt der Mond ins Meer hinab
Und löst sich auf im weißen Schaum.

Der Schaum vergeht, das Meer wird klar,
Und aus dem Wasser steigt ganz leicht,
Mit einem Sternenkranz im Haar,
Der Jüngling, nass und schön und bleich.

Er steht im weißen Licht am Strand
Und neigt den schönen Kopf zum Gruß
Und nimmt sie sachte bei der Hand –
Sei still, du stirbst von seinem Kuss!

Sie weicht zurück, doch er packt zu,
Sie spürt die zärtliche Gewalt,
Er hält sie fest, und sie gibt nach –
Sei still, die weiße Haut ist kalt!

Oh, Herr, ich will nur einmal noch
Mich an dem schönen Anblick laben,
Dann hast du reichlich mich belohnt.

Sei still, es ist der tote Mond,
Du wirst ihn niemals haben!